Interview des Monats

In unserer neuen Rubrik „Interview des Monats“ sprechen wir  einmal pro Monat mit Persönlichkeiten in und um unseren Verein. Diesen Monat begrüßen wir unseren Geschäftsführer, Kai Hoffmann. Was genau man als Geschäftsführer macht und wie die finanzielle Situation des Vereins aussieht, erfahrt ihr im Interview.

Corona hat uns mindestens ein Jahr zurückgeworfen

Hallo Kai, vielen Dank, dass du uns für das „Interview des Monats“ zur Verfügung stehst. Fangen wir an: Seit wie vielen Jahren bist du schon beim FSV aktiv?

Es werden dieses Jahr zehn Jahre, mit einem Jahr Unterbrechung bin ich seither in verschiedenen Personen im Verein aktiv. Angefangen als A-Jugendtrainer, über Jugendleiter und Schriftführer bis hin zum heutigen Geschäftsführer.

Das eine klingt sportlich, das andere dann eher administrativ: Wie kam der Wechsel vom Platz in die „Funktionärsposition“?

Ich hatte mit meiner damaligen A-Jugend zwei tolle Jahre hier, die ich sicherlich nie vergessen werde. Danach wollte ich nochmal eine neue Erfahrung sammeln und habe als Co-Trainer in der B-Junioren-Regionalliga gearbeitet. Aber ich habe mehr und mehr gemerkt, dass sich meine Trainerfunktion nicht mehr mit Familie und Beruf vereinen lässt. Da mir der FSV aber nachwievor am Herzen lag, war es naheliegend eine andere Funktion im Verein auszuüben. Da mein alter Weggefährte als Jugendleiter aufhörte, habe ich das Amt gerne übernommen. Und mich danach einfach da eingebracht, wo aus meiner Sicht „Not am Mann“ ist.

Was genau macht man als Geschäftsführer des Vereins?

Das ist gar nicht so einfach runterzubrechen, weil viele „Aufgaben“ einfach so nebenher laufen, ohne sie selbst wirklich wahrzunehmen. Klassischerweise bin ich aber dafür verantwortlich, dass eingehende Rechnungen rechtzeitig bezahlt werden, dass wir nicht mehr Geld ausgeben, als wir einnehmen und prüfe, wo wir zum einen Einsparungen vornehmen können und zum anderen, wie wir an neue Sponsoren kommen, damit der Verein finanziell gesund aufgestellt ist.

Ist der Verein finanziell gesund?

Sagen wir mal so: Es ging uns schon schlechter. Ein Amateursportverein hat nie große Summen auf dem Konto. Wir müssen auch permanent in den Sportbereich und unsere Infrastruktur investieren. Aber man muss klar sagen: Wir schreiben keine schwarzen Zahlen.

Woran liegt das?

Als ich das Amt übernommen habe und den „Schuldenstand“ gesehen habe, war ich optimistisch, dass wir den Verein innerhalb von zwei Jahren, also bis Ende 2020 nahezu schuldenfrei kriegen. Und das hätten wir wahrscheinlich auch geschafft. Wir waren bis Anfang 2020 auf einem sehr guten Weg. Dann kam die Corona-Pandemie und hat uns mindestens ein Jahr zurückgeworfen.

Also hat sich die finanzielle Situation des Vereins durch Corona verschlechtert?

Kaum, aber sie hat sich definitiv nicht verbessert. Und so gehe ich die Arbeit an. Agieren und nicht reagieren. Natürlich haben wir durch die Stilllegung des Trainings- und Spielbetriebs im Frühjahr und jetzt nochmal seit Anfang November auch Geld einsparen können. Aber: Uns fehlen Einnahmen aus zwei Wandertagen, aus dem Jugendtag, aus unserem Jugend-Hallenturnier uvm. Wenn wir das gegeneinander rechnen, fehlen dem Verein 7-8.000 Euro. Wir wissen alle nicht wie 2020 ohne Pandemie ausgesehen hätte, aber aus den Erfahrungen von 2019 hätten wir einen riesigen Schritt hin zu einem schuldenfreien Verein machen können.

Wie ist der Ausblick in die Zukunft?

Das weiß leider niemand. So lange wir nicht in die „Normalität“ zurückkehren, wird es eine enorme Kraftanstrengung sein, den Verein zu konsolidieren. Im Sponsoringbereich haben wir in den letzten Monaten viel geschafft und wollen noch mehr Sponsoren ins Boot holen. Nur so stellen wir den Verein langfristig auf gesunde Beine. Doch ohne unsere Veranstaltungen, die von Corona besonders betroffen und sind und die ja auch das Vereinsleben immer wieder beleben, werden wir auf Dauer nicht auskommen. Und ich will es auch nicht. Für mich sind das Highlights, auch wenn ich dafür am 2. Januar bei Minustemperaturen auf der Wanderstrecke stehen „muss“.

Was läuft deiner Meinung nach beim FSV gut, was müsste besser werden?

Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückblicke, läuft heute einiges besser. Im Herrenbereich sind wir aktuell vielleicht nicht mehr so attraktiv, aber das kriegen wir hin. Im Juniorenbereich sind wir dafür durch die starke Arbeit unserer ehrenamtlichen Trainer richtig gut aufgestellt. Man muss ja immer sehen, wo wir herkommen und wo wir sind. Bretzenheim mit unter 3.000 Einwohnern hat einen eigenständigen Fußballverein mit zehn Nachwuchsmannschaften. Das schaffen im Umkreis nicht viele weitere Vereine. Jetzt gilt es wieder mehr Bretzenheimerinnen und Bretzenheimer für den Verein zu begeistern, anzupacken.

Zum Abschluss: Was würdest du dir für den Verein wünschen?

Sportlich die Herren wieder dahin führen, wo wir herkommen. 1.Mannschaft in der Bezirksliga, 2.Mannschaft B-Klasse und wieder eine Frauenmannschaft aufbauen. Wenn die Junioren in der Landesliga spielen, ist das für uns schon richtig gut. Und dann wieder die Begeisterung im Verein, wie sie war, als ich hierher kam. Über 100 Zuschauer bei den Spielen, tolle Feste, tolle Veranstaltungen usw. Elementar hierfür: ein Sportheim. Aber auch das schaffen wir nur gemeinsam.

Vielen Dank für deine ausführlichen Worte. Bleib gesund und alles Gute für das noch junge Jahr.

Interview des Monats Dezember – mit Dominic Großmann (Platz- und Zeugwart)

Interview des Monats November – mit Christian Gleich (Teammanger Aktive)

Interview des Monats Oktober – mit Meik Loritz (D1-Trainer)